LKZ-Artikel:"Sportvereine müssen umdenken"

Veröffentlicht am 07.02.2011 in Allgemein
Junge Frau mit Zeitung in der Hand

Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turnerbundes, plädiert im Vereinsheim des TSV Eltingen in einer SPD-Diskussionsrunde für mehr Professionalität im Sport.

Von Nathalie Mainka
Sportvereine müssen umdenken. Das hat Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen und des Schwäbischen Turnerbundes, in einer SPD-Gesprächsrunde am Mittwochabend in der Vereinsgaststätte des TSV Eltingen immer wieder betont. "Warum muss ein Vereinsbeitrag immer noch nur 48 Euro im Jahr kosten", stellte Brechtken in den Raum. Die Arbeit der Ehrenamtlichen, die sich im Verein in allen möglichen Bereichen engagierten, sei viel mehr wert und solle dementsprechend honoriert werden. Und auch ein kleiner Verein habe die Möglichkeit der Professionalität, wenn er es geschickt anstelle und nach den verschiedensten Möglichkeiten suchte.

Das A und O seien dabei Partnerschaften und Kooperationen, beispielsweise mit anderen Vereinen und Organisationen, Gemeinden oder Schulen. "Mit den erhöhten Beiträgen könnte man eine Ein-Drittel-Stelle für das Management finanzieren", spannte Brechtken den Bogen gleich weiter. Vielleicht gäbe es noch Zuschüsse für Kooperationen mit den Schulen - schon sei eine 50-Prozent-Stelle daraus gewachsen. Brechtken ist nicht nur Sportfunktionär, sondern seit 1968 auch engagierter SPD-Politiker - und so war er der Einladung von SPD-Landtagskandidat Tobias Brenner gefolgt. Die Politiker hätten sich in dieser Diskussionsrunde sicherlich mehr als 14 Gäste gewünscht, mit denen sie gemeinsam der Frage nachgingen, ob Vereine in Zeiten knapper Kassen auch in Zukunft überleben können - oder ob Kommunen und Sportförderung im Verteilungskampf um die Finanzen ausbluten. Interessantes hätte sicherlich auch Hans-Josef-Straub, Bürgermeister von Weil der Stadt, aus Sicht der Kommunen beitragen können. Doch auf ihn, der als Diskussionspartner angekündigt war, warteten seine SPD-Genossen an diesem Abend vergeblich. Dafür schaute der Biberacher Martin Gerster, Mitglied des Sportausschusses im Bundestag, in der TSV-Gaststätte vorbei, und unterstrich die Notwendigkeit des Sports für die Gesellschaft.

Beim Thema Finanzen begrüßte Rainer Brechtken, selbst aktiver Marathonläufer, zunächst das jüngste Ergebnis der Verhandlungen über den neuen Solidarpakt Sport II - der alte Vertrag war 2010 ausgelaufen. Vertreter des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) und Ministerpräsident Stefan Mappus waren sich nach intensiven Verhandlungen einig geworden, dass das Land Baden-Württemberg den Sport in den nächsten sechs Jahren erneut mit jährlich 64,9 Millionen Euro bezuschusst. Hinzu kommen zusätzliche rund 3,3 Millionen Euro pro Jahr. Der LSV hatte hier 7,8 Millionen Euro gefordert. "Mit diesem Kompromiss können wir leben", sagte Brechtken, der als Sprecher der Fachverbände auch dem Präsidium des Württembergischen Landessport-Bundes (WLSB) angehört. "Doch das System Sport braucht Geld, damit es funktionieren kann", sagte Brechtken mit Nachdruck. Das bestätigte auch der Eltinger SPD-Kreisrat Peter Pfitzenmaier, der dem WLSB-Vorstand angehört: "Vereine werden nur gute Arbeit leisten können, wenn sie die finanziellen Mittel haben, die entsprechenden Leute auszubilden. Die Politik muss hierfür die Rahmenbedingungen schaffen."

Werner Müller Fußball-Trainer bei der Spvgg Warmbronn, könnte sich gut vorstellen, dass auch Krankenkassen mit ins Boot geholt werden. "Wir leisten doch auch eine gewisse Präventionsarbeit, wenn wir beispielsweise den Kindern beibringen, zehn Schritte rückwärts zu laufen, ohne dass sie umfallen." Kritik übte Müller in gewisser Weise auch an den Eltern. "Manche geben viel Geld für die musikalische Erziehung ihrer Kinder aus und denken, dass das Fußballtrikot nichts kosten soll. Sport gibt es aber nicht zum Nulltarif."

Schnell war der Fokus auf die Ganztagesschulen gerichtet. "Die Ganztagesschule ist ein Lebensraum, der ohne Bewegung nicht funktionieren wird", sagt Rainer Brechtken. "Man könnte hier hoch qualifizierten Trainern einen leichteren Zugang schaffen und mit Vereinen Partnerschaften eingehen." Eine Kooperation dieser Art könne das Ehrenamt allerdings nicht mehr stemmen. Hier seien professionelle Strukturen gefragt, die wiederum Geld kosten.

Artikel vom 04.02.2011
Quelle: www.leonberger-kreiszeitung.de
Bildquelle: FreeDigitalPhotos.net

 

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